22.12.20
Schäferei im Donnerloch
Zu Besuch in der Schäferei im Donnerloch
Edgar mit Hund in der Wohnstube Zu einer Schafherde gehört ein echter Schäfer. Edgar Engist passt im Winter auf unsere Schafe auf und hilft mit Rat und Tat. Zeit sich in diesem Blog auch mal einem Menschen hinter den Schafen zu widmen und einen altehrwürdigen Beruf ins Rampenlicht zu rücken. Keine Schäferei würde sich dazu besser eignen als die „Schäferei im Donnerloch“ von Edgar Engist, nahe Bollschweil.
"Schäferei am Donnerloch" Die Schäferei im Donnerloch existiert nun seit rund 40 Jahren. Es ist wohl nicht zu viel behauptet, dass der Hausherr kein ganz gewöhnlicher Schäfer ist: 30 Jahre zog er mit über 600 Schafen Jahr für Jahr bis auf die Schwäbische Alb – und gen Winter wieder zurück. Wanderschäferei ist schon fast ausgestorben. Immer mehr behördliche Auflagen und immer mehr Straßenbau machen diese Arbeit fast unmöglich. Auch Edgar Engist musste sich dem Strukturwandel beugen und bleibt heute mit seinen Schafen ganzjährig im Breisgau. Der Verlust der Wanderschäferei bedeutet auch das Ende des besten Biotopverbunds, den man sich nur vorstellen kann. Eine Schafherde mit 600 Tieren transportiert in Fell und Kot jeden Tag mehrere Millionen Pflanzensamen von A nach B! Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass dieser genetische Austausch entscheidend für das langfristige Überleben vieler Pflanzenarten ist. Die Natur ist auch bei Schafwanderungen für Überraschungen gut oder wussten Sie, dass einige Heuschreckenarten sich gezielt auf Schafen niederlassen, um sie als „Schafstaxi“ zum eigenen Ferntransport zu nutzen?
Wer heute Schäfer sein will, der muss ein entbehrungsreiches Leben akzeptieren. Ohne jede Menge Idealismus geht hier nichts mehr. Die Preise für Wolle und Fleisch vegetieren unterhalb der Grasnarbe. Edgar Engist lässt sich von all dem nicht beirren. Sein Motto: „Niemals aufgeben – als Schäfer!“ Ehrensache, dass im Donnerloch fast ausschließlich gefährdete Nutztierrassen zu finden sind. Da wäre z.B. Louis der Tauernschecken-Ziegenbock, liebevoll auch „Hausbock“ genannt, weil er gerne mal abseits der Weide durch die Scheune schlendert und gutmütig nach dem Rechten schaut. Die ebenfalls gefährdeten Bergschafe sind natürlich das Herz der Schäferei und bekommen gerade Lämmer.
Neu sind im Donnerloch die Sundheimer Hühner – die einzige badische Hühnerrasse, die leider ebenfalls vom Aussterben bedroht ist. Aber vielleicht hat sie eine Zukunft, denn Sundheimer sind eine echte Zweinutzungsrasse für Fleisch und Ei. Hier stirbt also kein männliches Küken, weil es zur Mast nicht taugt. Edgar Engist hat die verborgenen Werte alter Haustierrassen schon erkannt, als sich damit noch kein Verein und keine Behörde befasste.
Sundheimer Hühner - das sind die weißen! Für gute Laune im Donnerloch sorgen die stets blendend aufgelegten Hunde – waschechte Harzer Füchse, eine alte deutsche Hütehundrasse. Auf Kommando stellen sie die Schafe in den Stall oder zurück auf die Weide. Schäfer, Schafe und Hunde – sie sind eine unverzichtbare Voraussetzung zur Bewahrung unserer Kulturlandschaft. Da das Futter für die Schafe in den vergangenen Trockenjahren immer weniger wurde, werden Rebflächen als Weideflächen immer attraktiver. Edgar Engist hatte über viele Jahre selbst Reben. Er ist Pionier in der Beweidung von Weinbergen und auch deshalb ein essentieller Bestandteil unseres Forschungsteams. Wer die Schäferei im Donnerloch unterstützen will, der schlendert am besten mal auf dem Bettlerpfad zwischen Freiburg und Staufen. Am Fußballplatz in Bollschweil kann man dann den wohl kleinsten Hofladen der Welt entdecken – und alles kaufen, was des Wanderers Herz begehrt.