22.01.21

Schaf in verschneiten Reben

Schafskälte

Schafe im Schnee

Ein gutes Neues Jahr noch von uns aus dem Weinberg. Dieses Jahr ist‘s hier oben am Lorettoberg zum Jahreswechsel zum Glück etwas ruhiger zugegangen. Ich erinnere mich noch an das Geballer vom letzten Jahr oberhalb unserer Winterweide. Wir Schafe genießen den tollen Ausblick direkt unter einem der Freiburger „Panorama-Plätze“ Tag für Tag. Als Fluchttiere stehen wir gerne etwas erhöht, um alles besser überblicken zu können. Unseren Kolleginnen am Blankenhornsberg, dem südlichen Ausläufer des Kaiserstuhl können wir quasi zumähen – ob die das hören, müsst ihr sie selbst mal fragen. Warum man dann aber an einem Abend in dieser sonst so ruhigen Zeit, soviel Lärm und Blitze veranstaltet, entzieht sich unser Vorstellungskraft. Da schau ich mir doch lieber die Sterne an oder fresse entspannt im Mondschein.

Saukalt ist es die letzte Woche geworden, oder soll ich als Schaf besser „schafskalt“ sagen? - Rosalie mäht mir gerade ins Ohr: „… die Schafskälte ist aber was Anderes. Das bezeichnet den regelmäßig auftretenden Kälteeinbruch im Juni, dann wenn wir schon geschoren sind und es nochmal frisch wird“ - diese alte Besserwisserin! Hier gab‘s jedenfalls Schnee, richtig viel Schnee sogar. Als wir nach Freiburg versetzt wurden, hat man uns noch versichert, das sei einer der wärmsten Orte in Deutschland. Vor zwei Jahren hab ich mir noch Sorgen gemacht, ob wir mit unserem dichtem Winterfell da nicht ins schwitzen – pardon - hecheln kommen. Die letzten Tage hat sich unser dichter Winterpelz jedenfalls als ziemlich nützlich und optimale Winterbekleidung bewährt. Wir Schafe haben generell eine ausgeklügelte natürliche Thermoregulation. Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße in Bereichen, die mit weniger Fell bedeckt sind, z.B. unsere Füße. So bleibt die Körperwärme dort wo sie besonders wichtig für uns ist, im Körperinneren. Gleichzeitig isoliert unser Winterfell besser als drei Daunenschlafsäcke. Glaubt ihr mir nicht? Als es letztens geschneit hat, ist der Schnee auf unserem Rücken liegen geblieben. Wenn das mal kein Beweis dafür ist, dass quasi null Wärme nach draußen geht. Unseren Energiebedarf fahren wir runter indem wir uns nicht mehr so viel bewegen.

Unter dem Schnee Futter zu finden war gar kein Problem. Solange der locker ist, scharren und kratzen wir uns das mit den Vorderbeinen einfach frei. Freunde anderer Schafsrassen können selbst bei 1,5 m Schneedecke noch Futter finden. Von Schafen in Schottland habe ich gehört, dass sie drei Monate komplett eingeschneit waren und sogar unterm Schnee überlebt haben. Am Ende haben sie ihre eigene Wolle gefressen. Na da lob ich mir doch unser Weinbauklima! Lieb gemeint waren da die Heuballen, die unsere Schäfer in den letzten Tagen vorbeigebracht haben. Die sind wirklich oft gekommen und haben sich gut gekümmert. Ich sag euch, die waren fast besorgter als wir! Das frische Gras unterm Schnee hat den Meisten von uns dann aber doch besser geschmeckt.

Viele unserer Fans sind die Tage auch wieder an den Zaun gekommen und haben Fotos von uns im Schnee gemacht. Ich überleg mir ja schon länger ein Kässchen aufzustellen oder mich nur noch zu bestimmten Zeiten an den Zaun zu stellen. Ich muss zugeben es hat echt witzig ausgesehen, als die „Shropies“ - so nennen wir unsere größeren Schwestern der Rasse Shropshire - weiße Schneebärte im Gesicht hatten. Manche Besucher*innen meinten sogar, dass die jetzt nichts mehr sehen können. Die kann ich beruhigen, bei uns Schafen sitzen die Augen so weit seitlich am Kopf, dass wir sogar mitbekommen, wenn sich hinter uns etwas bewegt. Die Shropies haben einfach so viel Wolle im Gesicht, da bleibt der Schnee leicht kleben, rausschauen können die trotzdem auf der Seite. Erschrocken bin ich anfangs als die Kinder direkt an unserm Zaun eine Rodelbahn mitsamt Sprungschanze gebaut haben. Ich sag euch, die sind da immer wie verrückt runter gesaust. Was man nicht alles machen kann in unserem Weinberg. Ich hab ja insgeheim gehofft, dass da mal eines zu uns über den Zaun fliegt und ich mir dann den Bob schnappe und das auch mal probiere. Lang geht das nämlich nicht mehr, jetzt ist erstmal wieder Tauwetter und Regen angesagt.

Die Weinreben schlafen zur Zeit glaub ich auch. Geschnitten sind sie schon, manchmal stolpere ich über die Ruten, die noch am Boden liegen, aber sonst tut sich da nicht viel. Von mir aus kann es auch bald Frühling werden!

Zieht euch warm an, am besten was aus Wolle!

Eure Jette