23.08.21

Schaf liegt in den Reben

Time to say goodbye!

Auf Wiedersehen!

Als umfangreicher Weinjahrgang wird das Jahr 2021 sicher nicht in die Geschichte eingehen. Uns Schafen wird dieser Sommer dennoch als ein besonders Schmackhafter in Erinnerung bleiben, da die vielen Niederschläge hier in Freiburg das Gras dauerhaft frisch sprießen ließen. Kein Vergleich zu den beiden Vorjahren sag ich euch, wo ab Juli fast nichts mehr wuchs und wir mit spröden Halmen vorliebnehmen mussten. Dieses Jahr war immer genug zu Fressen da, sodass noch viel mehr Schafe auf den Flächen hier satt geworden wären.

Unserer Arbeit sind wir genussvoll nachgegangen und wurden sogar häufiger umgestellt, um die Vegetation halbwegs in Schach zu halten. Habt ihr gewusst, dass eine verbissene Pflanze 3-4 Tage in eine Art Schockstarre verfällt und erst dann wieder zu wachsen beginnt? Anschließend wird die Wurzelmasse an die dann noch lebende Blattmasse angepasst und zum Teil Wurzeln abgestoßen. Die toten Wurzeln stehen dann direkt dem Bodenleben, also Regenwürmern, Gliederfüßlern und weiteren Mikroorganismen, als Nahrungsquelle zur Verfügung und verstoffwechselt. Dadurch reichert sich durch Beweidung Kohlenstoff im Boden an, erhöht den Humusgehalt und speichert CO2.

Eine Methode im Weidemanagement, welche genau diesen Prozess optimieren will nennt sich "Mob-Grazing". Mit dem neuen Weidezaunsystem "SmartFence" konnten wir zwar nicht ins Internet, aber im Weinberg schnell und unkompliziert umgestellt werden und bekamen so täglich eine frische Weide. Das Entblättern der Traubenzone war im Juli unsere Hauptaufgabe; gerne haben wir die Blätter um die Trauben gefressen, damit diese schön frei und luftig hängen und gut nach dem Regen abtrocknen. Den Winzern haben wir dadurch einige Arbeit erspart, die sie normalerweise mit der Hand erledigen. Auch die Beseitigung von sogenannten "Problempflanzen", wie beispielsweise der Ackerwinde (Convolvulus arvensis) war für uns unproblematisch und sogar äußerst lecker. Auf frischen Flächen haben wir uns die als erstes geschnappt und neben dem Entblättern gleich die Rebstöcke blitze-blank geputzt.

Demnächst müssen wir leider raus aus den Rebflächen, da der Farbumschlag bei den Trauben bald stattfindet oder bereits passiert ist - im Fachjargon nennt sich das "Veraison". Ab diesem Zeitpunkt werden die Trauben für uns dann besonders interessant, da sie anfangen Zucker einzulagern und weich und lecker zu werden, nachdem sie davor nur hart und sauer waren. Aber wahrscheinlich müssen wir so wie die letzten Jahre bis nach der Lese warten um in den Genuss einzelner vollreifer Trauben zu kommen, die übersehen oder hängengelassen wurden. Ich sag euch, das ist mir die liebste Zeit im Weinberg!

Abschließend muss ich nun noch eine traurige Nachricht loswerden: von unserer Seite war's das mit den regelmäßigen Berichterstattungen "live" aus dem Weinberg. Auch wenn dieses Jahr witterungstechnisch anders als die beiden Jahre davor verlief, würden sich die Vorgänge und Abläufe im Weinberg ab jetzt sehr ähneln. Ihr könnt einfach zu früheren Blog-Einträgen springen, um nachzulesen, was momentan im Weinberg passiert. Alle Beiträge findet ihr hier.

Uns hat es riesigen Spaß gemacht regelmäßig zu berichten und Jette und ich (Rosalie) wollen uns an dieser Stelle für Euer Interesse bedanken! Ihr seid bestimmt Experten in Sachen Weinbau und uns Weinbergsschafen geworden. Aber keine Angst, auch wenn wir nicht mehr berichten, fressen wir weiter für den richtig guten Wein am Staatsweingut!

Adieu und auf Wiedersehen! Vielleicht sieht man sich ja schon bald im Weinberg mal wieder.

Macht’s gut Eure Rosalie